Teuer – teurer – Kita-Plätze in Wedel

Familien mit zwei Kindergartenkindern (Krippe/Elementar) müssen gar 7200 Euro berappen – Essensgeld von über 1000 Euro nicht mitgerechnet. Für viele Eltern ist das Ende ihrer finanziellen Fahnenstange längst erreicht. Gerade Familien mit mittlerem Einkommen werden in der Progression am stärksten belastet.

Der Spagat zwischen notwendiger Haushaltskonsolidierung und  Familienförderung/Entlastung ist schwierig. Eine so strikte Einsparung wie sie in der Vergangenheit vorgenommen wurde, verschafft einigen Grünen nicht nur erhebliche Bauchschmerzen, sondern erscheint mir wenig sinnvoll.

Familien mit Kindern sind der Zukunftsmotor unserer Stadt und sollten nicht immer wieder in den Spar-Focus geraten. Berufstätige Eltern sorgen mit ihrem Anteil an der Einkommenssteuer für eine sprudelnde Steuerquelle unserer Gemeinde – Tendenz steigend. Anstatt aber an der Familienfreundlichkeit unserer Stadt weiter zu arbeiten, fällt gerade konservativen Teilen der Lokalpolitik nichts besseres ein, als massiv bei den Familien zu sparen, um den Haushalt konsolidieren zu wollen: Zuschuss von 160000 Euro zum Kita Essensentgelt: gestrichen, Topf für zukunftsorientierte sozialpädagogische Kita-Arbeit: um die Hälfte gekürzt, Ganztag acht und mehr Stunden, so wie es in der Richtlinie des Kreises Pinneberg verankert ist: gestrichen.

Nach dem Willen und dem Mehrheitsbeschluss von CDU/FDP und WSI wird ab August der Ganztag in Wedel auf eine Kernzeit von acht Stunden reduziert, die neunte Stunde zusätzlich abgerechnet. Damit kommen auf die Eltern von Kita-Kindern plötzlich jährliche Mehrkosten von über 430 Euro (Elementar) bzw. von mehr als 620 Euro (Krippe) zu. Für zwei Kinder (Krippe und Elementar) zahlen Eltern in Wedel dann knapp 8100 Euro Kita-Betreuungskosten im Jahr. Familien mit drei Kindern und mehr trifft der neue Kostenhammer am härtesten – weit mehr als 10000 Euro jährlich werden dann für die Kita fällig. Nur ungefähr halb so hoch sind die Kosten in Itzehoe. Noch geringere Kosten fallen in Neumünster an.

Die Wedeler Verwaltung bestätigt nach unserer Anfrage, dass der Kostendeckungsgrad der Elternbeiträge an den Kita-Betriebskosten aktuell bereits bei 39 Prozent liegt – und nicht wie bisher dargestellt bei 21 Prozent. Der Landesrechnungshof mahnt aber eindringlich: Mehr als 33 Prozent sollte der Elternanteil an den Kita-Betriebskosten nicht betragen. Die Kita-Gebühren in Wedel sind nach dieser Maßgabe also deutlich zu hoch.

 

Die Grüne Fraktion hat bei den Kita-Trägern in Wedel nachgefragt, wie es um die neuen Betreuungsverträge für die neunte Stunde ab August steht: Etwa die Hälfte der Vollzeit beschäftigten Eltern kann die neunte Stunde definitiv nicht finanzieren, hat den Vertrag nicht unterschrieben. Einige Eltern werden ihre Arbeitszeit verkürzen, einige werden in den sauren Apfel beißen und Spätdienste buchen. Andere werden versuchen, in den acht Stunden Kita-Betreuungszeit acht Stunden Arbeitszeit sowie Fahrtzeiten unterzubringen.


Fazit: Die Situation ist angespannt und die finanzielle Belastung vieler Eltern extrem: Der zuständige Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport diskutiert am 25. März um 19 Uhr in der Mensa des Rist-Gymnasiums unter anderem über einen Antrag der SPD zur Rücknahme der Gebührenerhöhung für die neunte Kita-Stunde. 

Aktualisierung vom 26. März: Die Entscheidung über die Rücknahme der Gebührenerhöhung wurde verschoben, da die Finanzierung aus Sicht einiger Fraktionen ungeklärt ist.


Text und Foto: Petra Kärgel/


Textmitarbeit: Rainer Hagendorf







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