Gutachten zum Sommerbetrieb: Klimaschutz durch Kohle-Budget

Zunächst die gute Nachricht:

Die EnergieNetz Hamburg eG hat die Ergebnisse des von ihr beim Öko-Institut in Freiburg beauftragten Gutachtens zum Sommerbetrieb des Heizkraftwerk Wedel vorgestellt.
Als Ergebnis wird festgestellt, daß ein reduzierter Betrieb des HKW Wedel ohne Gefährdung der Wärme- und Stromversorgung möglich ist. Die Gutachter*innen die auch ähnliche Fragestellungen beim Münchner Kohlekraftwerk untersucht haben, empfehlen der Freien und Hansestadt Hamburg eine veränderte Fahrweise der Anlage in Wedel, die die Versorgungssicherheit gewährleistet und gleichzeitig den jährlichen Einsatz an Kohle deutlich reduziert.

Die Gutachter*innen beschreiben zwei Umsetzungsalternativen: Entweder die Vorgabe eines Jahres-Kohle-Budgets oder die Beschränkung der Stromerzeugung im Sommer auf die technisch erforderliche Mindestlast. Sie empfehlen ein Jahres-Kohle-Budget, da es mehr Flexibilität für die Betreiberin Hamburg Wärme bietet.
(Gutachten Öko-Institut download) Wir unterstützen die Empfehlung und setzen auf maximale Reduzierung der Kohleverstromung.

Die schlechte Nachricht:

Mit dem neuen Gutachten der Aufsichtsbehörde aus Januar 2020 (Download Zusammenfassung) werden alle Ergebnisse der Gutachten aus 2019 mal wieder unter den Tisch gekehrt: u.a. Nachweis erheblicher Mengen von ätzendem Aluminiumsulfat sowie Nickel (steht unter Verdacht Krebs zu erzeugen, wirkt sensibilisierend), stark saure pH-Werte (um 1) in den emittierten Partikeln, die im Wohnumfeld eingesammelt und untersucht wurden sowie die nachweislich vorhandenen Säureschäden an Autos und Wintergärten.

Der Gutachter räumt zwar ein, dass sich Alumiumsulfat in den Partikeln befinden könnte und der pH-Wert des Schornsteinsbelags definitiv sauer ist. Der Gefahrstoff würde aber nur "gelegentlich" und "freiwillig" als schwer augenschädigend eingestuft.
Bei GESTIS, der Gefahrstoffdatenbank der gesetzlichen Unfallversicherung, sowie bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) wird Alumiumsulfat allerdings offiziell als Gefahrstoff auf Basis von Studien als "schwer augenschädigend" geführt. Schon 1 % Aluminiumsulfat in einem Gemisch können gesundheitsgefährdende Wirkungen entfalten.

Bei uns stößt die Kleinrederei des Gesundheitsrisikos im Gutachten der Aufsichtsbehörde auf Unverständnis. Die Partikel, die nachweislich Alumiumsulfat enthalten, kleben nach Emissionen überall im Wohnumfeld: an Autogriffen, Terassenmöbeln, Rasenflächen, Rutschen und Outdoor-Spielzeug.
Wie hoch das Gefährdungspotential bei jedem einzelnen Partikelregen wirklich ist, kann niemand eindeutig vorhersagen. Denn die Partikel sind Chaospartikel unterschiedlicher, chemischer Zusammensetzung, enthalten mal mehr und mal weniger Gefahrstoffe. Die Gesundheitsgefahr, die von den Partikeln ausgeht, ist also mal mehr und mal weniger hoch - das Gesundheitsrisiko schwankt, ist aber nie ganz auszuschließen. Wir sind der Ansicht, die Situation für Wedel und insbesondere für die Anwohner*innen ist unhaltbar und darf so nicht so bleiben!

Der Grüne Ortsverband Wedel fordert schon lange, das Kraftwerk abzuschalten bzw. in Revision gehen zu lassen, bis die Probleme technisch gelöst sind und eine Gesundheitsgefährdung real und definitiv ausgeschlossen werden kann.
Denn Fakt ist doch, das Kraftwerk hält aktuell die Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetzes nicht ein.

Petra Kärgel (Text/Foto), 01.02.2020

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